Zwischenstand: 51 Seiten. Wenn man bedenkt, dass auch noch ein Wochenende zwischen dem heutigen und dem letzten Eintrag ins Schreibtagebuch liegen, ist das doch schon ein ganz guter Schnitt. Am Wochenende schreibe ich nämlich nicht. Oder nur selten, wenn es wirklich brennt. Abgabetermin und so. Ansonsten benötige ich diese zwei Tage in der Woche, um mal abzuschalten. Wobei das nicht selten zu neuen Ideen führt, aber das steht ja wieder auf einem anderen Blatt.

Was mich derzeit ein wenig in Sorge versetzt, ist, dass noch gar kein Mord passiert ist. Normalerweise heißt es immer, die Autorin soll ihre Figuren gleich zu Beginn einer Geschichte gehörig in Schwierigkeiten bringen und/oder der Mord (wenn es sich denn um einen solchen drehen soll), muss recht frühzeitig geschehen. Damit die Leser gleich in die Geschichte hineingezogen werden. Knalleffekt am Anfang.

Tja. Damit kann ich leider nicht dienen. Jedenfalls nicht in Vergeltung im Münzhaus. Die Geschichte funktioniert so einfach nicht. Andere Dinge sind diesmal zu Beginn der Story wesentlich wichtiger.

Aber Moment mal, die Figuren in Schwierigkeiten bringen? Hm.

Eigentlich habe ich doch genau das getan. Zumindest mit einer Figur. Genaugenommen sogar mit zweien. Oder dreien. Aber für das Gesamtkonzept sind die beiden erstgenannten am wichtigsten. Griet ist eine von ihnen. Sie habe ich gerade gestern ganz besonders schockiert, ja geradezu in Angst und Schrecken versetzt. Womit? Eigentlich war es ganz harmlos. Zumindest für den unbeteiligten Zuschauer. Sie hat bloß einen Schritt rückwärts gemacht und wäre dabei versehentlich fast über eine Steinplatte gestolpert. Dass sie nicht gefallen und sich wehgetan hat, ist der Grund, weshalb sie vollkommen in Panik geraten ist.

Wie so etwas sein kann? Wartet es ab, es gibt nämlich eine vollkommen logische Erklärung dafür.

Adelina, die ihre Stieftochter liebt wie ihr eigenes Kind und einen entsprechend ausgeprägten Beschützerinstinkt besitzt, gefällt dies jedoch ganz und gar nicht. Sie fürchtet, dass Griet erneut Schaden zugefügt werden könnte, möglicherweise nicht einmal durch direkte Fremdeinwirkung, sondern eher durch Griet selbst.

Wisst ihr noch, in Verrat im Zunfthaus glaubte Griet, Geister zu sehen. Wer das Buch gelesen hat, wird sich erinnern, was dahintersteckte und zu welchen Ereignissen das geführt hat. Nun ist es so, dass ein paar äußerst unangenehme Geister aus Griets Vergangenheit ihr erneut zuzusetzen beginnen. Ihre Namen sind Erinnerung und Scham. Ein paar andere, nicht minder hässliche Gesellen, spuken auch noch in der Peripherie herum. Angst ist der grausamste unter ihnen.

Also habe ich vielleicht doch genau das richtige getan. Ich habe meine Figuren in eine gefährliche, vielleicht sogar ausweglose Situation geschickt. Gleich zu Anfang, wie jeder Schreibratgeber es fast schon gebetsmühlenartig wiederholt. Nur, dass eben bisher in der Geschichte noch niemand zu Tode gekommen ist. Aber keine Sorge, das wird vermutlich heute geschehen. Spätestens jedoch morgen.

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Vergeltung im Muenzhaus web


Vergeltung im Münzhaus

Historischer Roman
Petra Schier

Rowohlt-Taschenbuch + eBook
ca. 384 Seiten, ISBN  978-3-4992695-85-7
9.99 Euro

Erscheint am 22. Juli 2016

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