Noch eine Leseprobe? Obwohl es schon das historische Nachwort gab und die offizielle Leseprobe des Verlags noch dazu?

Ja, ich habe beschlossen, euch ein bisschen zu verwöhnen. Oder den Mund wässrig zu machen, ganz wie ihr wollt. ;-)

Mit dem folgenden Text hat es etwas Besonderes auf sich: Er war so nicht geplant. Also ich hatte schon vor, dass Marysas Mutter Jolánda auf einen bewusstlosen Mann stößt. Womit ich nicht gerechnet hatte, war der Engel, der selbigem erschienen ist, als er die Augen aufschlug. :-D

Tatsächlich hat sich die Szene, so wie sie jetzt im Buch zu finden ist, erst beim Schreiben entwickelt. Die Figuren haben sich vollkommen verselbständigt und das Kommando übernommen. Herausgekommen ist dabei eine wunderschöne kleine Liebesgeschichte zwischen Bardolf Goldschläger und Jolánda Schrenger. Während ich schrieb, hat die beiden Amors Pfeil getroffen. Unvermittelt und absolut überraschend für alle Beteiligten. Ich war vollkommen verblüfft, und die beiden ganz bestimmt ebenfalls. Aber gegen die Liebe ist bekanntlich kein Kraut gewachsen.

Meine Lektorin hat später dann lauter begeisterte kleine Kommentare am Rand des Manuskripts hinterlassen. Sie war (wie ich) entzückt über diese Entwicklung.

Aber lest selbst!

Aus dem 11. Kapitel

„Ihr hättet wirklich die Nacht in Eurer Tochter Haus verbringen sollen“, befand Tibor, der, sich wachsam nach allen Seiten umsehend, neben seiner Herrin hereilte. „Die Straßen sind um diese Zeit nicht mehr sicher. Und seht nur, wie viele Pilger überall an den Gassenrändern ihr Nachtlager aufgeschlagen haben.“
„Nun stell dich nicht an“, antwortete Jolánda erheitert. „Die Pilger sind hier, um die Heiltümer zu sehen, nicht um eine arme Witwe zu überfallen.“
„Also arm seid Ihr ja wohl gewiss nicht“, widersprach Tibor. „Ihr habt … Hoppla!“
Jolánda war plötzlich mitten auf dem Marktplatz stehen geblieben und Tibor hätte sie beinahe angerempelt.
„Was ist denn, Herrin?“
Jolánda blickte angestrengt zu der Stelle, an der die Großkölnstraße in den Marktplatz einmündete. „Schau mal, Tibor. Dort liegt doch jemand.“
Tibor blickte nun ebenfalls in die Richtung und zuckte mit den Schultern. „Noch ein Pilger, der keinen Platz mehr in den Herbergen gefunden hat. Oder ein Saufbold“, fügte er grimmig hinzu. „Lasst uns weitergehen.“
Doch Jolánda steuerte bereits auf den offenbar bewusstlosen Mann zu. „Das sieht mir nicht nach einem Saufbold aus, der gestürzt ist“, sagte sie. „Und die Pilger legen sich nicht mitten auf die Straße … Ach herrje!“ Einen Moment lang starrte sie auf den Fremden hinab, dann ging sie neben ihm in die Knie. „Tibor, leuchte mir mit der Fackel! Der Mann ist verletzt! Siehst du, er blutet aus einer Kopfwunde.“
Tibor trat näher und hielt die Fackel so, dass Jolánda besser sehen konnte, dann stieß er einen leisen Pfiff aus.
„Sieht aus, als wäre er überfallen worden, Herrin.“
Jolánda nickte und tastete über das Gesicht und den Hals des bewusstlosen Mannes. „Gottlob, er lebt noch!“ Sie blickte zu Tibor auf. „Wir müssen ihn von hier fortbringen und seine Wunde versorgen. Vielleicht braucht er einen Arzt.“
Tibor beugte sich über den Mann. „Er ist ohnmächtig, Herrin. Wie sollen wir ihn denn transportieren? Wir müssen nach dem Nachtwächter Ausschau halten.“
„Bis der hier vorbeikommt, kann es lange dauern“, widersprach Jolánda und blickte erneut besorgt auf den Mann hinab. Er war, soweit sie erkennen konnte, sehr groß und kräftig. Sein dichtes dunkelblondes und an den Schläfen schon leicht ergrautes Haar lockte sich bis auf seinen Kragen und war am Hinterkopf blutverschmiert. Seine Kleidung sah aus wie die eines wohlhabenden Kaufmanns oder Handwerkers, was sie in der Annahme bestärkte, dass er wohl einem Raubüberfall zum Opfer gefallen war. Sie rüttelte ihn leicht an der Schulter.
„Herr? Herr, wacht auf! Wir möchten Euch helfen, aber Ihr müsst aufwachen, damit wir Euch fortbringen können“, redete sie leise, aber eindringlich auf ihn ein.
Bardolf spürte den harten Boden unter sich und hörte Stimmen in der Nähe, dann rüttelte ihn jemand, was seinem geschundenen Kopf nicht eben gut tat. Er stöhnte leise und versuchte die Augen zu öffnen.
„Er wacht auf!“, hörte er eine angenehme, jedoch besorgt klingende Frauenstimme mit ungarischem Akzent sagen. „Herr, macht die Augen auf und sagt uns, dass Ihr aufstehen könnt!“
Bardolf stöhnte erneut, als er wieder an den Schultern gerüttelt wurde, dann schaffte er es, die Augenlider aufzuschlagen. Das Erste, was er sah, war ein Engel.
„Gott und allen Heiligen sei Dank!“ Jolánda strahlte ihn an. „Könnt Ihr aufstehen, Herr? Wir helfen Euch.“
Bardolf starrte sie einen Moment lang sprachlos an. Der Engel, denn nur ein solcher konnte dieses wunderbare grünäugige Wesen sein, erhob sich und reichte ihm eine Hand. Die Flammen der Fackel, die der schwarzhaarige ältere Knecht neben ihr trug, erhellten ihr herzförmiges, sanftes Gesicht auf geradezu magische Weise und ließen ihr rotbraun schimmerndes Haar, das sie in einer hübschen Haarnetzhaube gebändigt hatte, aufleuchten.
Er schloss kurz die Augen, um sich zu vergewissern, dass er noch alle Sinne beisammenhatte, dann schaute er erneut zu ihr auf und ergriff ihre Hand.
Mit erstaunlicher Kraft zog sie ihn hoch und stützte ihn, als ihn leichter Schwindel erfasste.
Ächzend fasste er sich an den Kopf und fühlte das Blut. „Was …?
„Ihr seid wohl überfallen worden, Herr“, sagte der Knecht.
Bardolf griff an seinen Gürtel, wo er normalerweise seine Geldbörse aufbewahrte. Sie war fort. „Es scheint so. Ich muss Euch danken, dass Ihr mir geholfen habt, wohledle Frau.“
Jolánda lächelte. Sie war erleichtert, dass der Fremde offenbar bis auf die Kopfwunde wohlauf war. „Ich war gerade mit Tibor auf dem Heimweg, als ich Euch hier liegen sah. Könnt Ihr Euch erinnern, wer Euch überfallen hat?“
„Ich … nein.“ Bardolf sah sich um und versuchte das heftige Pochen hinter seinen Schläfen zu ignorieren. Dann fiel sein Blick auf die Stelle, an der er eben noch gelegen hatte. Ein kleiner Beutel lag dort im Schmutz. Vorsichtig hob er ihn auf und blickte hinein. Dann fiel ihm plötzlich wieder alles ein. „Zwei Männer“, sagte er. „Sie haben ein Pferdefuhrwerk abgeladen und dabei eine Kiste fallen lassen. Als ich sie fragte, ob ich helfen könne, hat mich der eine von ihnen niedergeschlagen.“
„So etwas!“, empörte Jolánda sich. „Und zum Dank für Euer Hilfsangebot haben sie Euch dann auch noch bestohlen?“ Entrüstet schüttelte sie den Kopf.
Bardolf hob die Schultern. „Ist jetzt wohl nicht mehr zu ändern. Vermutlich ist es besser, wenn ich jetzt nach Hause gehe. Und auch Ihr, gute Frau, solltet so spät in der Nacht nicht mehr auf der Straße sein. Ich danke Euch noch einmal herzlich für Eure Hilfe.“
„Ihr werdet jetzt auf keinen Fall alleine irgendwo hingehen“, antwortete Jolánda streng. „Eure Wunde muss gereinigt und versorgt werden. Mein Haus steht in der Kockerellstraße, das ist nicht sehr weit von hier.“
Bardolf blickte sie erstaunt an. „Ihr wollt, dass ich Euch zu Eurem Haus folge?“
„Hier auf der Straße kann ich Euch wohl nicht verarzten“, meinte Jolánda mit einem Lächeln.
„Ihr kennt mich doch gar nicht.“
„Ihr mich auch nicht, aber das lässt sich ja leicht ändern.“ Sie blickte ihm freundlich in die Augen. „Ich bin Jolánda Schrenger, Witwe des bekannten Schreinbauers und Reliquienhändlers Gotthold Schrenger aus der Kockerellstraße. Und dies“, sie wies auf ihren Knecht, „ist Tibor.“
Bardolf konnte seine Verblüffung über die offene Art der Frau nicht verhehlen. „Mein Name ist Bardolf Goldschläger.“
„Ach? Seid Ihr mit dem verstorbenen Goldschmied Anton Goldschläger verwandt? Mein Gemahl kannte ihn sehr gut.“
„Anton Goldschläger war mein Vater“, erklärte Bardolf. „Ich bin seit Kurzem in Aachen, um seine Werkstatt zu übernehmen.“
Jolándas Lächeln vertiefte sich noch eine Spur. „Seht Ihr, damit wären wir jetzt miteinander bekannt. Nun folgt mir endlich zu meinem Haus, damit ich Euch das Blut abwaschen kann.“

12. Kapitel

„Au, verflixt!“
„Verzeiht, Meister Goldschläger, aber die Wunde beginnt bereits zu verkrusten. Eine üble Beule habt Ihr da.“
„Das merke ich“, knurrte Bardolf und biss die Zähne zusammen, bis Jolánda mit dem Reinigen seiner Blessuren fertig war. Sie hatte ihn in die Stube ihres großen Hauses geführt und dort auf einen gepolsterten Stuhl gesetzt. Eine große schlanke Frau, deren rabenschwarzes Haar trotz der späten Stunde sehr ordentlich zu Schnecken geflochten und in Haarnetzen hochgebunden war, brachte einen Krug Bier und zwei Becher herein.
„Danke, Orsolya“, sagte Jolánda und lächelte verschmitzt. „Bring unserem Gast bitte noch etwas von dem frischen Brot, das Anna heute gebacken hat, Käse und, wenn Tibor noch etwas davon übrig gelassen hat, eine Schüssel voll Gemüsesuppe. Meister Goldschläger scheint Hunger zu haben.“
„Nicht doch, das ist wirklich nicht nötig“, wehrte Bardolf ab, doch das wiederholte Knurren seines Magens strafte seine Worte Lügen. Verlegen verzog er das Gesicht. „Ich bin heute noch nicht zum Essen gekommen.“
„Dann holt Ihr das jetzt umgehend nach“, entschied Jolánda und wusch das blutige Leintuch in der Waschschüssel aus. „Eine Stärkung kann Euch nach diesem Vorfall nur gut tun.“ Sie goss Bier in einen der Becher und reichte ihn ihm. Dann nickte sie Orsolya zu, die eben eine Platte mit den gewünschten Speisen hereintrug und sich sogleich wieder zurückzog, die Tür jedoch der Schicklichkeit halber einen Spalt offen stehen ließ.
„Sie ist der gute Geist in meinem Haus“, erklärte Jolánda. „Orsolya war bereits meine Kinderfrau und kümmert sich auch heute noch sehr pflichtbewusst um mich, wie Ihr seht.“ Sie trug die Waschschüssel hinaus und setzte sich dann ihrem Gast gegenüber an den schweren rechteckigen Eichentisch. Während er aß, betrachtete sie ihn mit unverhohlenem Interesse, denn er war ein ausgesprochen ansehnliches Mannsbild. Fast schämte sie sich ein wenig dafür, dass sie seine breiten Schultern und die feingliedrigen Hände bewunderte. Auch hatte er eine recht angenehme Art zu sprechen und die Blicke, die er ihr auf dem Weg zu ihrem Haus immer wieder zugeworfen hatte, wenn er dachte, sie merke es nicht, hatten ihr eine Gänsehaut beschert.
Seit einem Jahr war sie in Trauer um Gotthold. Ihr Gemahl war immer sehr fürsorglich und rücksichtsvoll gewesen, doch sie konnte sich nicht entsinnen, dass einer seiner Blicke sie auch nur eine Minute lang so aus der Fassung gebracht hätte. Sie schalt sich eine dumme Gans, denn vermutlich bildete sie sich das alles nur ein. Ein Mann wie er war mit Sicherheit verheiratet und der Vorstand einer großen Familie. Sie sollte sofort aufhören, auf derart unzüchtige Weise an ihn zu denken. Schließlich war sie kein junges Mädchen mehr, das sich solche Flausen vielleicht noch leisten konnte.
Sie nahm sich zusammen und sprach ihn erneut an: „Ihr seid also der Sohn des alten Meisters Goldschläger. Wie kommt es, dass Ihr mir in Aachen nie begegnet seid?“
„Ich ging mit siebzehn auf Wanderschaft“, erklärte Bardolf und wischte den Suppenteller mit einem Kanten Brot aus. „Seither war ich nur sehr selten auf Besuch hier. Aber wenn ich mich recht entsinne, sind wir uns doch einmal begegnet.“ Er rieb sich kurz über das Kinn, auf dem sich der Schatten eines Bartansatzes abzeichnete. „Es war kurz vor meiner Abreise. Ich brachte einen Ring und eine Goldkette hierher als Geschenk für Meister Schrengers junge Braut.“ Ein Lächeln trat in seine Augen, als er sich an jenen Tag erinnerte. „Mein Vater fand es damals recht erstaunlich, dass ein junges Mädchen sich zu einer Hochzeit mit einem fast vierzig Jahre älteren Mann bereit erklärt hatte. Ich glaube, es gab damals auch einiges Gerede in der Stadt, dass Meister Schrenger Euch vielleicht nicht mehr gewachsen sein könnte. Ihr galtet wohl – ja, jetzt erinnere ich mich genau! – Ihr galtet als temperamentvoll und eigenwillig.“ Sein Lächeln vertiefte sich. „Nun ja, als ich hier ankam, wart ihr gerade über irgendetwas sehr wütend und habt Meister Schrenger laut ausgeschimpft.“
Jolánda sah ihn einen Moment lang überrascht an, dann brach sie in herzliches Gelächter aus. „Tatsächlich, Ihr habt recht! Ich galt damals schon als schwierig. Manche Leute nannten mich auch launisch oder zänkisch. Wenn Ihr die Nachbarn befragt, wird man Euch auch heute noch Ähnliches über mich berichten –  die Wörter ‛launisch’ und ‛zänkisch’ fallen vermutlich nur noch hinter meinem Rücken. Heute belässt man es wohl bei temperamentvoll und schiebt es auf meine ungarische Herkunft.“ Sie schwieg einen Moment, dann fuhr sie fort: „Bei der Sache an jenem Tag ging es, glaube ich, um die Unterbringung von Tibor und Orsolya. Die beiden teilen schon seit langer Zeit ein Lager, und mein Gotthold fand es unschicklich, dass ich als unschuldiges Mädchen so genau darüber Bescheid wusste und eine gemeinsame Kammer für die beiden verlangte.“
Bardolf sah sie neugierig an. „Und habt Ihr ihn überzeugt?“
„Natürlich habe ich das.“ Jolándas Augen blitzten vergnügt.
„Wie alt wart Ihr damals?“
„Gerade vierzehn und ein halbes Jahr“, sagte sie und zog eine Kette mit einem Sternenanhänger unter ihrem Kleid hervor. „Ich trage diese Kette seit jenem Tag, an dem Ihr sie gebracht habt.“ Ihr Blick umwölkte sich eine Spur. „Den Ring habe ich am Tag der Beerdigung meines Gemahls abgelegt.“
„Er fehlt Euch?“ Mitfühlend blickte Bardolf Jolánda an.
Sie nickte. „Jeden Tag. Er war ein guter Mann, in jeder Hinsicht.“
„Ich fand es damals weniger verwunderlich, sondern vielmehr erschreckend, dass ein Mann in seinem Alter ein junges Mädchen zur Braut nimmt. Verzeiht, wenn ich das sage.“
„Nun, ungewöhnlich ist es doch eigentlich nicht, oder?“ Jolándas Miene heiterte sich wieder auf. „Meister Gotthold und mein Vater waren sehr gute Geschäftspartner. Da lag es doch nahe, dass sie dies mit einer derartigen Eheschließung besiegelten. Ich hätte es weitaus schlimmer treffen können. Unsere Ehe war vielleicht nicht von leidenschaftlicher Liebe geprägt, wie man sie sich als junges Mädchen gerne erträumt, aber durch Freundschaft und gegenseitigen Respekt. Und das ist doch mindestens ebenso gut, nicht wahr?“
Bardolf blickte sich in der gemütlichen und mit teuren gepolsterten Sitzmöbeln ausgestatteten Stube um. „Da mögt Ihr recht haben, Frau Jolánda. Doch nun sollte ich mich wirklich auf den Heimweg machen.“
„Ja, das solltet Ihr wohl. Eure Gemahlin wird sicherlich schon in Sorge um Euch sein. Grüßt sie bitte von mir.“ Jolánda begleitete ihn noch bis zur Tür. „Auch wenn die Umstände nicht sehr angenehm waren, habe ich mich doch gefreut, Eure Bekanntschaft zu machen, Meister Goldschläger.“
„Diese Freude ist ganz auf meiner Seite, Frau Jolánda“, antwortete Bardolf und bewunderte insgeheim noch einmal die offene Herzlichkeit, mit der sie ihn in ihrem Haus aufgenommen, verarztet und bewirtet hatte. Das Licht der kleinen Öllampe, die sie in der Hand hielt, ließ ihre Augen katzenhaft aufleuchten und brachte eine Saite in ihm zum Klingen, die er bislang noch gar nicht gekannt hatte. „Wenngleich die einzige Person, die mich erwartet, mein alter Hausknecht Wernher ist. Er hat es sich zur Gewohnheit gemacht, aufzubleiben, bis ich heimkehre, wenn ich abends noch in Geschäften ausgehe. Weib und Kinder waren mir bislang leider verwehrt, denn erst, seit ich Vaters Werkstatt übernommen habe, bin ich Meister und habe damit ein Auskommen, dass es mir ermöglichen würde, eine Familie zu gründen.“ Etwas verlegen hielt er inne, dann wechselte er rasch das Thema: „Ich möchte Euch noch einmal danken und Euch versichern, dass Ihr Euch, solltet Ihr einmal Hilfe benötigen, immer an mich wenden dürft.“
„Das ist sehr freundlich von Euch.“ Jolánda nickte ihm zu und bemühte sich um eine gleichmütige Miene, obgleich ihr Herz mit einem Male deutlich schneller schlug. Rasch und bevor sie der Mut verließ, setzte sie hinzu: „Allerdings hoffe ich, dass unsere Bekanntschaft sich nicht nur in unerfreulichen Ereignissen fortsetzt, Meister Goldschläger. Denn davon haben wir weiß Gott derzeit genug.“
„Habt Ihr Probleme?“ Bardolf, der sich bereits zum Gehen gewandt hatte, drehte sich noch einmal um.
Jolánda hob die Schultern. „Es sollte sich doch bereits herumgesprochen haben, dass der Gemahl meiner Tochter in der Acht festgesetzt wurde. Zu Unrecht, wie ich betonen möchte.“
Vor Überraschung wäre Bardolf beinahe der Mund offen stehen geblieben. „Meister Markwardt ist Euer Schwiegersohn?“ Er schüttelte den Kopf. „Verzeiht, ich bin ja noch nicht lange wieder hier und … nun ja, ich hatte nicht erwartet, dass Ihr bereits eine verheiratete Tochter habt.“
Jolándas Lippen verzogen sich trotz des unerfreulichen Themas zu einem amüsierten Lächeln. „Marysa wird im Dezember neunzehn Jahre alt. Seit etwas über einem halben Jahr ist sie mit Reinold Markwardt verheiratet. Sie … aber das ist eine andere Geschichte.“
Bardolf bemühte sich, diese Information zu verdauen. „In diesem Fall stehe ich Euch natürlich erst recht zur Verfügung. Es würde mich außerordentlich freuen, Euch beistehen zu dürfen. Ich habe natürlich von Meister Markwardts Verhaftung gehört, da ich heute einer Sitzung des Stadtrates beiwohnen durfte“, setzte er erklärend hinzu. „Er wird des Handels mit gefälschten Reliquien beschuldigt?“
Jolánda nickte düster. „Und des Mordes an seinem Gesellen Klas.“
„Das ist schlimm. Vielleicht wäre es gut, wenn ich Euch morgen im Laufe des Vormittags noch einmal aufsuche. Natürlich nur, wenn es Euch recht ist. Dann können wir darüber sprechen.“
Jolánda schüttelte bedauernd den Kopf. „Das ist leider nicht möglich. Morgen wird Klas beerdigt und ich muss selbstverständlich meiner Tochter zur Seite stehen.“
Bardolf nickte verständnisvoll. „Dann übermorgen?“

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Wer wissen möchte, wie es mit den beiden weitergeht, sollte jetzt ganz rasch das Buch lesen. ;-)

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