Vergangenen Freitag gab es keinen Sneak Peek, weil ich ausnahmsweise mal in Kurzurlaub war. In Tirol. Muss auch mal sein.

Dafür bekommt ihr diese Woche einen extra langen Sneak Peek. Und weil ich weiß, dass ihr das Geplänkel zwischen Markus und Janna immer besonders gerne mögt, habe ich euch eine passende Textstelle herausgesucht. Noch immer nicht lektoriert, obwohl ich das Manuskript inzwischen aus dem Lektorat zurück habe. Aber ich konnte mich noch nicht damit befassen, deshalb ist das hier eben noch die nicht durchgesehene und überarbeitete Version. Ich denke, sie wird euch trotzdem gefallen.

Viel Vergnügen!

»Meine Güte, wo hast du denn gesteckt?« Wütend starrte Janna Markus an, als dieser sich zu ihr an den Zweiertisch am Fenster setzte. Sie hatte einen guten Platz ausgesucht, denn wie im Frühstücksraum konnten sie von hier aus alles überblicken. »Ich dachte, du kommst nur ein bisschen später, stattdessen bist du überhaupt nicht zu diesem blöden Kurs aufgetaucht.«
»War es interessant?« Er ließ den Blick über die anderen Teilnehmer wandern.
Janna funkelte ihn an. »Und wie. Ich weiß jetzt mit felsenfester Sicherheit, dass ich zwingend und unter allen Umständen eine Hochzeitsplanerin benötige, wenn ich auch nur ansatzweise die Hochzeit meiner Träume erleben will. Das behaupten übrigens die anderen Teilnehmerinnen, nicht Inge. Die konnte sich gegen die Übermacht nicht durchsetzen. Und in diesem reinen Frauenseminar durften wir das Schreiten in verschiedenen Hochzeitskleidern erlernen.«
Er unterdrückte ein Lachen über ihre genervte Miene.
»Sollte ich jemals auf die Idee kommen, mich zu verloben, erinnere mich daran, dass wir lieber durchbrennen, als diesen Zirkus mitzumachen.«
Nun musste er doch grinsen. »Du willst mit mir durchbrennen?«
»Was?« Irritiert runzelte sie die Stirn. »Nein! Ich meinte nur …«
»Schon gut, Janna, ich hab dich schon verstanden.« Lachend hob er beide Hände. »Ich habe Walter auf den neuesten Stand gebracht und in einer Konferenzschaltung einiges über Jürgen Krämer und die anderen Teilnehmer erfahren. Darüber sollten wir aber nicht hier sprechen. Danach habe ich die Gelegenheit beim Schopf gepackt und mir mehrere Hotelzimmer angeschaut. Es scheint so, als ob alle Teilnehmer ein paar elektronische Haustiere beherbergen würden.«
»Elektronische was?«
»Wanzen. In jedem Zimmer gibt es mindestens eine, in den meisten sogar zwei.«
Janna kräuselte die Lippen. »Alle? Gehört das vielleicht zur Standardausstattung hier im Hotel?«
»Könnte man fast meinen. Noch dazu sind es jeweils zwei unterschiedliche Ausführungen. Möglicherweise hört uns also nicht nur eine Person ab, sondern sogar zwei verschiedene.«
»Das gibt es doch nicht. Ohne dass beide etwas von einander wissen?«
»Kann sein. Obwohl es ungewöhnlich erscheint.«
»Was machen wir denn jetzt?«
»Nichts. Oder vielmehr das, was wir bisher auch gemacht haben. Wir verhalten und unauffällig.« Er wies auf das Büffet, das gerade eröffnet worden war. »Lass uns etwas essen, bevor der Andrang zu groß wird.«
Wenige Minuten später saßen sie vor gut gefüllten Tellern. Janna stocherte in ihrem Gemüse herum. »Kann es vielleicht sein, dass ein Teil der Wanzen von Kai angebracht worden ist? Irgendwie muss sie doch herausfinden, wer ihre Kontaktleute sind.«
Markus nickte ihr zustimmend zu. »Den Verdacht habe ich auch. Dann wird sie aber Schwierigkeiten haben, uns zu identifizieren, denn wir dürfen uns in unserem Zimmer ja nicht zu erkennen geben.«
»Ich finde das alles total kompliziert. Wir wissen nicht, wie Kai sich tarnt, und sie nicht, wer wir sind. Wie soll das denn funktionieren?« Sie hatte die Stimme zu einem Flüstern gesenkt, damit niemand sie auch nur zufällig hören konnte.
»So ungewöhnlich ist das nicht«, antwortete er und kostete von seinem Rindersteak. »Soweit ich weiß, ist Kai schon seit zwanzig Jahren im Geschäft. Sie kennt alle Winkelzüge der Geheimdienste und noch mehr der Gegenseite. Wenn sie sich für ein Blind Date Parisienne entschieden hat, wird es gute Gründe geben. Und zumindest haben wir ihr Foto gesehen. Wir erkennen sie also, wenn wir ihr begegnen.«
»Ich wundere mich, dass ihr unter diesen Umständen überhaupt darauf verfallen seid, mich um Hilfe zu bitten.« Janna probierte von ihrem Süßkartoffelgratin und nickte anerkennend. »Ich ahne nämlich, dass es früher oder später doch wieder gefährlich wird.«
»Dir passiert nichts, Janna.«
»Woher willst du das wissen?«
Er hob die Schultern. »Ich sorge dafür. Du weißt, dass du mir vertrauen kannst.«
»Ja, das weiß ich.« Sie widmete sich erneut ihrem Essen.
»Ich durfte übrigens eine Typberatung über mich ergehen lassen, was Anzüge und Smokings angeht.«
»Wie bitte?« Erstaunt hob sie den Kopf.
»Den Männerkurs habe ich mir mit Ach und Krach angetan.« Er grinste wieder. »Schwarz und Dunkelblau sind meine Farben, falls das zu deinen Plänen fürs Durchbrennen passt. Anthrazit wohl auch, aber alles nur mit cremeweißen Hemden. Also verabschiede dich schon mal vom strahlend weißen Kleid. Das passt dann nämlich nicht. Es muss cremefarben sein.«
»Wäre es sowieso, weil ich sonst aussehe wie ein Käse.« Sie kicherte. »Dann dürften wir ja schon mal perfekt ausstaffiert sein. Ich schreite übrigens ganz vorbildlich.«
»Wunderbar. Und tanzen kannst du auch, was bedeutet, wir können uns den Tanzkurs um drei schenken. Ich habe uns bereits abgemeldet.«
»Hast du das?«
»Ja, nachdem ich die Tanzlehrerin davon überzeugt hatte, dass ich besser tanze als sie.«
»Ach. Und was ist mit mir? Vielleicht brauche ich ja eine Auffrischung in Walzer und Foxtrott.«
»Das glaube ich nicht. Soweit ich mich erinnere, tanzt du sehr gut. Und auf unserer Hochzeit wird sowieso kein Walzer getanzt. Und auch kein Foxtrott. Zumindest nicht als Hochzeitstanz.«
»Ach nein? Was denn dann?« Janna hatte Gabel und Messer beiseitegelegt, wohl, weil sie fürchtete, sich zu verschlucken. Sie unterdrückte sichtbar ein weiteres Lachen.
»Tango, was sonst?«
»Muss das sein?«
»Oder ein heißer Mambo.«
»Bei dir piept’s wohl.«
»Du hast noch nie Mambo mit mir getanzt, sonst würdest du anders reden.«
»Ich kann gar nicht Mambo tanzen. Von Tango ganz zu schweigen.«
»Ich kann dir ja Unterricht geben. Oder wir weichen auf Lambada aus.« Er ließ die Augenbrauen vieldeutig zucken. »Ich weiß zufällig, dass du den tanzen kannst.«
Jannas sah ihn erschrocken an. »Woher weißt du das? Das war, du liebe Zeit, vor einer Ewigkeit. Als ich noch bei den Funkenmariechen war.«
Markus zwinkerte ihr zu. »Das stand in deinem erweiterten Dossier.«
»Erweiterten?« Argwöhnisch kniff sie die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.
»Das ist Ende vergangenen Jahres angelegt worden und enthält alle möglichen Fähigkeiten und Fertigkeiten, die du so besitzt. Zumindest die, die beim letzten Background-Check entdeckt wurden. Wie es scheint, gibt es da ein offizielles Video von einer Karnevalsveranstaltung im Archiv eines Fernsehsenders.«
»Wie peinlich!« Janna schauderte.
»Warum? Kann doch so übel nicht sein, wenn sie daraufhin den Tanz auf deine Positivliste gesetzt haben. Vielleicht sollte ich mir das Video mal ansehen.«
»Untersteh dich!«
»Also kein Hochzeits-Lambada. Wie schade.«
»Können wir bitte das Thema wechseln und zu Ende essen?«
Froh, dass Janna ihre gewohnte gute Laune wiedergefunden hatte, kam er ihrem Wunsch nach. »Ist dir an den anderen Teilnehmern noch etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
»Jennifer und Ralf sind im Leben kein glücklich verlobtes Paar.«
»Das hatten wir doch heute Morgen schon.«
»Ja, aber inzwischen bin ich mir ziemlich sicher, dass sie gar nicht verlobt sind.«
Markus legte den Kopf ein wenig schräg. »Und was führt dich zu der Annahme?«
»Sie hängen zwar dauernd zusammen wie die Kletten, aber zwischen ihnen ist nichts.«
»Was meinst du mit nichts?«
»Kein Knistern, kein Gefühl. Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll. Außerdem bemüht er sich ständig, sie nicht an unpassenden Stellen zu berühren.«
Markus stutzte. »An unpassenden Stellen?«
Janna zuckte die Achseln. »Einmal hat seine Hand ihre Brust gestreift und er hat sich bei ihr entschuldigt. So sah es jedenfalls aus. Also Sex haben die beiden jedenfalls nicht. Zumindest nicht miteinander.«
»Sagt die Expertin?« Er runzelte leicht die Stirn.
Jannas Blick verfinsterte sich eine Spur. »Nur, weil ich selbst keinen habe, heißt das nicht, dass ich nicht weiß, wie sich ein Pärchen verhält, das welchen hat. Die beiden sind nicht verlobt.«
»Oder sie warten bis nach der Hochzeit.«
»Ich bitte dich.« Sie warf ihm einen bezeichnenden Blick zu.
»Schon gut, schon gut. Das würde zu dem lahmen Kuss passen, den sie gestern vorgeführt haben.«
Janna räusperte sich. »Außerdem guckt sie schon wieder andauernd hierher. Du scheinst ihr wirklich zu gefallen.«

*************************************

Über Fragen, Kommentare, Anregungen usw. würde ich mich wie immer sehr freuen.

*************************************

Diese Artikel könnten dich ebenfalls interessieren:

Sneak Peek Nr 4: Scharade mal drei
Gewinne eines von 5 signierten Exemplaren von „Die Gewürzhändlerin“!
Rechercheberge und wie man sie bezwingt
Von Nachworten, Schreibblockaden und Fastenkrapfen
Warum es gut ist, wenn die Autorin manchmal selbst nicht Bescheid weiß
Die Bastardtochter: Textschnipsel Nr. 6
10 Jahre – 13 historische Romane –Jubiläumsaktion
Kleines Hundeherz sucht großes Glück: Christmas in July – Textschnipsel

*************************************

Spionin Werbebanner Cover1

Scharade mal drei
Fall 9 für Markus Neumann und Janna Berg
Mila Roth

Taschenbuch, 196 Seiten
ISBN (folgt), 6,99 Euro
eBook (Kindle, EPUB)
ISBN EPUB (folgt), 2,99 Euro

Alle Informationen zum Buch gibt es auf meiner HOMEPAGE. Wer keinen Blogartikel und keine Neuerscheinung verpassen will, kann dort meinen kostenlosen NEWSLETTER abonnieren.

Teilen mit