Sneak Peek Spionin wider WillenWie könnte man eine Woche besser beginnen als mit einem allerersten Sneak Peek zu Ein Kinderspiel, dem zehnten Abenteuer für Janna Berg und Markus Neumann, das ungleiche Agenten-Zivilistin-Team aus meiner Vorabendserie in Buchform Spionin wider Willen?

Ganz genau. Überhaupt nicht besser. Und weil ihr schon so wahnsinnig lange auf die beiden verzichten musstet, bekommt ihr auch einen schönen langen Abschnitt aus dem ersten Kapitel. Noch nicht lektoriert, also seid bitte wie immer gnädig, falls sich einige Stellen noch uneben lesen. Hauptsächlich möchte ich euch aber eines wünschen:

Gute Unterhaltung!

Der Nachrichtenmoderator erzählte gerade etwas von einer zerstückelten Leiche, deren Kopf und restliche Körperteile noch nicht aufgetaucht waren. Kopfschüttelnd ließ Janna ihren Blick über die wenigen LKWs schweifen, die hier auf dem Rastplatz parkten. Neben einem davon hatte ein Fahrer trotz der eher kühlen zwölf Grad einen kleinen Grill aufgebaut, auf dem irgendetwas brutzelte, vermutlich Würstchen. Der Fahrer selbst war in ausgebeulte Jeans, ein ehemals weißes, mittlerweile aber ergrautes Unterhemd und eine zerbeulte braune Strickjacke gekleidet und kratzte sich immer wieder an seiner umfangreichen Wampe.
Janna schüttelte sich, denn der Mann bot nicht gerade einen appetitlichen Anblick. Kurz erlaubte sie sich, an seiner Stelle das Bild von Markus heraufzubeschwören. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie er ihr einmal, als er den Personenschutz für sie hatte übernehmen und bei ihr übernachten müssen, früh morgens nur in Jeans und mit nacktem Oberkörper über den Weg gelaufen war. Auch später hatte sie bei dem einen oder anderen Einsatz Blicke auf seinen wohlgeformten und muskulösen Körper werfen dürfen. Der Unterschied zu dem Trucker war so krass, dass sie kicherte.
Sie knabberte an einem Stück Möhre und überlegte gerade, ob es wohl erlaubt war, ein wenig draußen auf und ab zu gehen. Denn auch wenn die Sonne sich heute noch nicht durch die Wolken gekämpft hatte, wäre sie gern ein wenig an der frischen Luft gewesen. Wenn sie nicht hier auf den Kurier hätte warten müssen, wäre sie heute in ihren Garten gegangen und hätte sich dort damit beschäftigt, die Beete für die bald anstehende Bepflanzung mit Gemüse und Salat vorzubereiten. Ihre Mutter tat bestimmt genau das in diesem Moment.
Ihr Blick wurde von einem dunkelblauen Lieferwagen angezogen, der in diesem Augenblick auf den Rastplatz geschossen kam und mit Schwung in eine der Parktaschen nicht weit von ihr einscherte. Auf dem Wagen stand Elektrotechnik Pietrowski und darunter eine Adresse aus Chemnitz. Auch das Kennzeichen verriet, dass der Wagen aus Ostdeutschland kam.
Das musste er sein. Beinahe hätte Janna sich verschluckt. Hastig legte sie die angeknabberte Möhre zurück in die Tupperdose und verschloss den Deckel, öffnete ihn jedoch gleich wieder und entnahm ihr wahllos einen gelben Paprikastreifen. Sie durfte sich nichts anmerken lassen. Ohne etwas zu schmecken, aß sie das Gemüse und tat, als suche sie sich mit besonderer Sorgfalt das nächste aus der Dose aus. Dabei beobachtete sie aus den Augenwinkeln, wie der Fahrer des Lieferwagens, ein schmaler blonder Mann mit Brille und Vollbart, eine braune Papiertüte von Burger King hinüber zur Baumgrenze trug, neben einem Busch auf dem Boden abstellte, zur Seite trat und sich an einem Baumstamm erleichterte. Danach kehrte er langsam zu seinem Wagen zurück, ließ die Tüte aber, wo sie war.
Janna erschrak, als er sie direkt ansah und mit dem Kinn in Richtung Autobahn deutete. Sie blickte dorthin, dann wieder zu ihm. Er schüttelte leicht den Kopf und formte mit den Lippen ein paar Worte, die sie zunächst nicht verstand. Erst als er sie wiederholte, meinte sie Beeilung und Gefahr zu erkennen. Er warf noch einen kurzen Blick zurück zu der Tüte, dann machte er eine abwehrende Geste mit der Hand, stieg in den Lieferwagen und fuhr mit Vollgas zurück auf die Autobahn.
Im selben Moment kam ein Motorradfahrer auf den Rastplatz, hielt aber ganz am anderen Ende. Ihm folgte ein VW Beetle, in dem jedoch nur ein älteres Paar saß, das sich heftig gestikulierend unterhielt. Sie parkten direkt neben Jannas Golf, stiegen aus und setzten ihre hitzige Diskussion draußen fort, während der Mann einen Korb mit Proviant vom Rücksitz hob und vor der Motorhaube auf dem Boden abstellte. Die Frau begann sofort, darin zu wühlen, und reichte ihm ein Butterbrot, ohne auch nur einen Moment mit ihrer Tirade aufzuhören.
Noch zwei weitere Autos näherten sich nun und parkten in unterschiedlichem Abstand zu Janna. Das eine war eine schwarze Limousine mit getönten Scheiben, das andere ein grauer Van, beide mit ausländischen Kennzeichen. Auch ein weiterer LKW hatte eine der Parktaschen angesteuert.
Verunsichert sah Janna sich nach den Autos um. Was hatte der Mann im Lieferwagen gemeint? War er verfolgt worden? Und wenn ja, wer waren die Verfolger? Konnten sie ihr gefährlich werden? Sollte sie Herrn Bernstein anrufen?
Noch ein Auto steuerte den Rastplatz an. Wieder eine schwarze Limousine, diesmal aber mit Kölner Kennzeichen.
Keiner der Fahrer stieg aus, was Janna noch mehr beunruhigte. Schon wollte sie tatsächlich ihr Handy hervorholen, überlegte es sich dann aber doch anders und atmete tief durch. Herr Bernstein wollte, dass sie die Papiertüte ins Institut brachte, also würde sie das tun. Sie stieg entschlossen aus und tat, als strecke und recke sie sich ausgiebig. Dann nahm sie ihre Umhängetasche, hängte sie sich lässig über die Schulter und ging ein wenig auf und ab, streckte sich erneut und trat dann wie zufällig neben den Busch. Dort öffnete sie ihre Tasche, tat, als suche sie etwas darin, stellte sie schließlich auf dem Boden ab und wühlte weiter. Sie war nun teilweise von dem Busch und teilweise von einem Mülleimer verdeckt. Rasch schnappte sie sich die Papiertüte und stopfte sie in die Tasche, zog ihr Handy hervor und tat, als wähle sie eine Nummer.
Ohne besondere Eile, jedoch mit wild klopfendem Herzen schlenderte sie zum Golf zurück und sprach irgendwelche zusammenhanglose Sätze in ihr Smartphone, die sich, wie sie hoffte, anhörten, als spreche sie mit ihrer Mutter. Sie setzte sich zurück ins Auto, warf das Handy auf den Beifahrersitz und fuhr zügig los.
Als sie etwa einen Kilometer zurückgelegt hatte, atmete sie auf. Es war alles gutgegangen. Keine Gefahr. Sie würde am besten bei der nächsten Abfahrt in die entgegengesetzte Richtung zurückfahren, um so schnell wie möglich Bonn zu erreichen.
Als ihr Blick in den Rückspiegel fiel, erstarrte sie. Da war wieder der VW Beetle, ganz zweifellos. Und dahinter eine der schwarzen Limousinen. Sie war nahe genug, dass Janna das Kölner Kennzeichen erkennen konnte. Zufall?
Sie verwarf den Gedanken zunächst, jedoch nur, bis auch noch der Motorradfahrer hinter ihr auftauchte. Zumindest glaubte sie, dass es derselbe war wie auf dem Rastplatz. Der blaue Helm und die ebenfalls blaue Montur des Fahrers erkannte sie sofort wieder.
Erschrocken biss sie sich auf die Unterlippe. Was sollte sie jetzt tun? Fahrig nahm sie ihr Handy und klemmte es mit leicht zitternden Fingern in die Halterung der Freisprecheinrichtung. Dann wählte sie die Nummer des Instituts.
»Institut für Europäische Meinungsforschung, Birkner am Apparat. Was kann ich für Sie tun?«
Janna atmete auf. »Guten Tag, Frau Birkner, hier ist Janna Berg. Das Passwort ist, äh …« Sie stockte kurz und hatte für einen Moment das Kennwort vergessen. »Brillenputztuch.« Sie atmete tief durch. »Ich muss dringend mit Herrn Bernstein sprechen.«
»Einen Augenblick, Frau Berg, ich verbinde Sie.«
Es erklang ein Knacken und dann Warteschleifenmusik. Eine jazzige Version von Fools Gardens Lemon Tree. Manchmal wunderte sich Janna, woher das Institut diese Musik wohl nahm. Sie wechselte ständig je nach Jahres- und manchmal auch Uhrzeit.
Es dauert nur Sekunden, bis die Stimme des Abteilungsleiters sich meldete. »Janna? Gibt es ein Problem? Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
»Äh, ja, hallo Herr Bernstein. Ich weiß nicht, ob alles in Ordnung ist.« Sie warf immer wieder Blicke in den Rückspiegel. Das Motorrad klebte mittlerweile ganz dich an ihr, Beetle und Limousine waren etwas zurückgefallen, aber nach wie vor in Sichtweite. »Ich habe die Papiertüte an mich genommen, so wie vereinbart, aber jetzt werde ich, glaube ich, verfolgt. Der Kurier hat mich schon so komisch angeschaut und Zeichen gemacht, dass etwas nicht stimmt, und ich glaube, er hat etwas von Verfolgern gesagt. Also nicht laut, sondern mit den Lippen geformt, in meine Richtung. Wir haben ja nicht miteinander gesprochen, sondern ich saß im Auto und er war draußen und hat die Tüte abgestellt und ist dann zu seinem Lieferwagen zurückgegangen. Dann war er weg und es kamen mehrere Autos auf den Rastplatz. Ein älteres Ehepaar in einem roten VW Beetle, die haben sich aber dauernd gestritten und dabei gegessen und ich dachte nicht, dass sie gefährlich sein könnten. Aber dann kam auch noch ein Motorrad und zwei schwarze Autos und ein grauer Van …«
»Janna, immer mit der Ruhe! Sprechen Sie bitte langsamer, sonst verstehe ich kein Wort.«
»Oh, entschuldigen Sie bitte.« Mit einiger Mühe versuchte Janna, sich zu bremsen. »Ich rede wie ein Wasserfall. Das passiert mit, wenn ich nervös bin oder Angst habe. Tut mir wirklich leid. Markus habe ich damit schon oft beinahe um den Verstand gebracht.«
»Schon gut, Janna. Jetzt noch einmal ganz in Ruhe. Wer verfolgt Sie und wo befinden Sie sich im Moment?«
»Ich bin auf der A1 in Richtung Euskirchen und hinter mir ist das Motorrad vom Rastplatz, der VW Beetle und eine der schwarzen Limousinen. Sie hat ein Kölner Kennzeichen und das vom Beetle ist …« Sie blickte erneut in den Rückspiegel, »aus Bonn. Das ist seltsam. Die beiden älteren Leute hatten jede Menge Proviant dabei und es sah so aus, als wären sie auf den Rastplatz gefahren, um Pause auf einer längeren Fahrt zu machen. Aber wenn sie aus Bonn kommen, sind sie ja wohl noch nicht lange unterwegs. Außer sie kommen von irgendwo und sind auf dem Heimweg, aber dann müssten sie doch so kurz vor dem Ziel keine Rast mehr einlegen, oder?«
»Gut beobachtet, Janna. Sie glauben also, dass das Motorrad und die beiden Autos sie verfolgen?«
»Ja. Oder … ich weiß nicht. Das Motorrad klebt ganz schön dich an mir dran.«
»Fahren Sie an der nächsten Abfahrt von der Autobahn herunter und warten Sie ab, ob ihnen tatsächlich jemand folgt.«
»Okay.« Da die Abfahrt Euskirchen in diesem Moment in Sichtweite kam, setzte Janna den Blinker und verließ die Autobahn.
Mit unendlicher Erleichterung beobachtete sie im Rückspiegel, wie der Motorradfahrer Gas gab und mit Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn davonschoss. »Das Motorrad ist weg, Herr Bernstein.«
»Gut. Ist eines der anderen verdächtigen Fahrzeuge noch hinter Ihnen?«
»Ich weiß noch nicht, hier ist viel Verkehr …« Sie fuhr am Lidl vorbei in Richtung Stadtmitte und musste schließlich an einer großen Kreuzung halten. Ein Stück weit hinter sich erkannte sie die schwarze Limousine, den Beetle und … war das etwa auch der graue Van? »Ich glaube, es sind drei Autos. Das schwarze mit der Kölner Nummer, der Beetle und noch ein grauer Van. Den hatte ich aber auf der Autobahn nicht gesehen. Vielleicht ist es also auch ein anderer als der vom Rastplatz.« Sie versuchte sich durch tiefes Ein- und Ausatmen zu beruhigen. »Was soll ich denn jetzt machen?« Sie runzelte die Stirn. »Herr Bernstein? Hallo? Sind Sie noch dran?«
Es knackte und rauschte in der Leitung, dann piepste es und schließlich erklang das Besetzt-Zeichen.

*************************************

Diese Artikel könnten dich ebenfalls interessieren:

Insider-Geflüster: Janna und Markus und “Die große Liebe meines Lebens”
Insider-Geflüster: Zum Jahreswechsel noch mal ein Blick in die Glaskugel
Sneak Peek Nr. 7: Spur aus dem Nichts
Neuer Kurzroman um Silvana aus „Körbchen mit Meerblick“

*************************************

Alles ganz einfach!

Markus Neumann erhält den Auftrag, einen jungen Hacker namens Mikolaj aus Krakau abzuholen und in den Zeugenschutz aufzunehmen. Das erst sechzehnjährige Computergenie hat eine Software entwickelt, mit deren Hilfe Nachrichtendienste und Polizei sich noch besser vor Hackerangriffen schützen und deren Ursprung leichter zurückverfolgen können. Dazu hat er Ressourcen des organisierten Verbrechens angezapft und fürchtet seither um sein Leben.
Wieder einmal soll Janna Berg den Geheimagenten zur Tarnung als seine Freundin begleiten. Zunächst sieht alles nach einer ganz einfachen Mission aus, doch dann bemerken die beiden, dass sie verfolgt werden. Als sie in Krakau auf Mikolaj treffen, weigert dieser sich, die Stadt ohne seine jüngere Schwester Milena zu verlassen. Die beiden Jugendlichen zu beschützen, wird zur lebensgefährlichen Herausforderung für das ungleiche Agententeam, denn inzwischen ist ihnen ein Auftragskiller dicht auf den Fersen.

Ein Kinderspiel
Fall 10 für Markus Neumann und Janna Berg
Mila Roth
Taschenbuch, 196 Seiten
ISBN  folgt
6,99 Euro
eBook (Kindle, EPUB)
ISBN EPUB folgt
2,99 Euro

Erscheint voraussichtlich im Juni 2017

Teilen mit