Die Leserinnen und Leser meines Newsletters durften ihn bereits am vergangenen Donnerstag lesen, ihr anderen da draußen nun endlich ebenfalls – den lang erwarteten ersten Sneak Peek aus dem zweiten Band meiner Action-Thriller-Serie Codename E.L.I.A.S. 

Ich werde auch gar nicht lange drum herumreden. Nur so viel: Wie immer ist der Text zu diesem Zeitpunkt noch nicht lektoriert un schon gar nicht endkorrigiert. Wer Fehler, Doppelungen oder andere stilistische Unebenheiten findet, darf sie gerne behalten. ;)

1. Kapitel

In der einen Hand eine Tüte mit Lebensmitteln, in der anderen einen nagelneuen Werkzeugkoffer, stieg Michael Cavenaugh die Stufen zum Eingang seines Lofts über einer Lagerhalle in der South Mission Road hinauf. In zwei Tagen war Weihnachten, deshalb hatte er ärgerlich lange an der Kasse des Supermarkts warten müssen und dann noch einmal so lange im Baumarkt. Die Einkäufe waren jedoch wichtig gewesen, denn erstens wollte er über Weihnachten nicht verhungern und zweitens musste er unbedingt ein paar Reparaturen durchführen, was aber ohne Werkzeug nicht möglich war. Das Loft war schon seit Jahren nicht mehr bewohnt worden und entsprechend heruntergekommen sah es aus.
Schon auf den letzten beiden Stufen der Stahltreppe sah er, dass die Tür nicht verschlossen war und sogar einen Spalt weit offenstand. Michael hielt inne, stellte seine Einkäufe vorsichtig ab und lauschte. Es war kein Geräusch aus dem Loft zu vernehmen, was die Alarmglocken in seinem Kopf nur noch lauter schrillen ließ. Er griff nach seiner Para Ordnance mit dem 45er Kaliber, die er im hinteren Hosenbund unter seinem grauen Jackett verborgen trug. So leise wie möglich entsicherte er sie, dann stieß er die Wohnungstür sachte auf, lauschte wieder.
Die Waffe fest in beiden Händen, betrat er das Loft und sah sich um. Ein offener, rechteckiger Raum von gut zweihundert Quadratmetern Grundfläche mit Fensterfronten auf beiden Längsseiten lag vor ihm. Zwei eckige Stahlbetonsäulen stützten das Dach und bildeten einen Durchgang, der den Raum optisch in zwei Hälften teilte. Die wenigen Einrichtungsstücke, die Michael bisher besaß – ein paar Schränke und Regale, ein Couchtisch, zwei Sessel und ein Sofa sowie eine komplette Küchenzeile mit Elektrogeräten, standen in der Mitte des Raumes und waren mit einer großen Plastikplane abgedeckt. An einigen Stellen verunzierten Graffitis die Wände. Eine doppelflüglige Glastür ein Stück neben dem Eingang führte auf einen stählernen Balkon.
Michael warf einen kurzen Blick hinaus, doch die Balkontür war fest verschlossen. Dort konnte sich niemand verbergen. Auch hinter oder zwischen den Möbeln befand sich niemand. Also stieg er lautlos die Stufen der Stahltreppe hinauf, die zu der großen Galerie führten, auf denen sich sein neues Bett und ein Kleiderschrank befanden. Das Bett mit der olivfarbenen Tagesdecke war groß genug für zwei Personen und hätte ein gutes Versteck bieten können. Doch ein Blick darunter verriet Michael, dass sich kein Eindringling hier oben verbarg.
Ein leises Klappern erregte Michaels Aufmerksamkeit, also stieg er die Stufen wieder hinab und umrundete die fast drei Meter hohe Mauer, auf der die Galerie ruhte. Dahinter befanden sich ein Abstellraum und das Badezimmer. Die kleine Kammer war dunkel und leer, doch aus dem Bad war nun deutlich ein erneutes Klappern zu vernehmen. Michael spannte jeden Muskel im Körper an, dann stieß er die Tür auf und betrat den Raum, die Waffe voran.
Ein leicht korpulenter blonder Mann und ein halbwüchsiger Junge, beide in Overalls mit dem Aufdruck Monty’s Plumbing, fuhren zu ihm herum und starrten ihn erschrocken an. Langsam hoben sie die Hände.
Michael runzelte die Stirn und ließ seine Waffe sinken. »Wie sind Sie hier hereingekommen?«
»Entschuldigen Sie, Sie sind Mr. Cavenaugh, nicht wahr?« Der Ältere ließ die Hände sichtlich erleichtert wieder sinken, behielt die Waffe jedoch im Auge. »Ich bin Harold Monty und das ist mein Sohn Tim. Tylor von der Werkstatt gegenüber hat uns hergeschickt, damit wir uns Ihre sanitären Anlagen mal ansehen. Ihre Freundin hat uns vorhin geöffnet. Sie musste aber wohl noch mal kurz weg, also …«
»Brianna war hier?« Die Furchen auf Michaels Stirn vertieften sich noch eine Spur. Er konnte sich nicht erinnern, ihr einen Schlüssel zu seiner Wohnung gegeben zu haben. Also war sie eingebrochen. Was sonst.
»Sie hat sich uns nicht vorgestellt. So eine kleine schlanke mit hellbraunen Haaren. Ziemlich sexy.«
Michael nickte leicht. »Brianna. Und Sie sind also der Klempner, von dem Tylor gesprochen hat.«
»Eigentlich hätte ich vor Weihnachten keine Zeit mehr gehabt, herzukommen, aber Tylor sagte, er schuldet Ihnen was und es wäre wichtig. Na ja, so wie es hier aussieht, ist das noch untertrieben. Meiner Meinung nach gehört hier alles rausgerissen, inklusive der Fliesen.«
»Dann tun Sie das.«
Die Miene des Klempners hellte sich auf. »Sie wünschen also eine komplette Neuinstalation des Badezimmers?«
»So wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben. Toben Sie sich aus, aber bleiben Sie mit den Kosten im Rahmen.«
»Ich werde Ihnen einen Kostenvoranschlag zukommen lassen. Gleich morgen.«
Inzwischen hatte Michael seine Pistole wieder gesichert und zurück in den Hosenbund geschoben. »Sind Sie hier fertig oder brauchen Sie noch etwas Zeit?«
»Wir haben alles ausgemessen, notiert und Fotos gemacht, also sind wir hier fertig, Mr. Cavenaugh.« Harold Monty lächelte ihm freundlich aber noch immer wachsam zu. »Ein schönes Loft hat Tylor Ihnen hier vermietet, das muss ich schon sagen. Es wundert mich, dass er es so lange leerstehen ließ.«
»Ja, mich auch.« Michael trat zur Seite und ließ Harold und Tim voraus zum Ausgang gehen. Nachdem sie sich verabschiedet hatten, wollte er gerade die Tür schließen, als er Briannas dunkelroten KIA vorfahren sah. Sie hielt direkt neben dem Aufgang. Er schnappte sich seine Einkäufe und trug sie ans hintere Ende des Lofts, wo sich in Kürze die Küche befinden würde. Momentan stand dort nur der große weiße Kühlschrank frei im Raum. Während er Milch, Joghurt, Käse und Gemüse auspackte und im Kühlschrank verstaute, hörte er bereits Brianna hereinkommen.
»Da bist du ja, Michael. Ich hatte mich schon gewundert, wo du so früh morgens steckst. Weihnachtseinkäufe?«
»Supermarkt.« Er drehte sich zu ihr um und musterte sie leicht gereizt. In ihrem hautengen schwarzen Hosenanzug wirkte sie tatsächlich verboten sexy. Sie war nur 1,62 Meter groß, kompensierte dies aber mit Plateauschuhen, deren Absätze ihm Schwindelgefühle verursachten. Ihre zierliche, durchtrainierte Gestalt vibrierte wie immer vor Energie. »Du bist hier eingebrochen, Bri.«
Sie zuckte lediglich mit den Achseln und stellte einen Plastikbeutel auf dem mit Folie bedeckten Tisch in der Raummitte ab. »Tu nicht so, als würde dich das überraschen. Abgesehen davon ist das Schloss an deiner Tür ein Witz. Jedes Kleinkind kann es mit einem Dietrich öffnen.«
Er verdrehte lediglich die Augen. Eine Diskussion, das wusste er auf Erfahrung, würde überhaupt nichts bringen.
»Ich habe uns was zu essen mitgebracht. In Nico’s DeliDiner zwei Straßen weiter gibt es ausgezeichnete Salate. Ich habe uns den mit Thunfisch ausgesucht und Luke auch gleich einen mitgebracht.«
»Du hast an Luke gedacht? Seit wann seid ihr Freunde?«
»Sind wir nicht, Gott bewahre, aber er ist mit leerem Magen noch weniger zu ertragen als satt.« Sie hob drei Styroporboxen mit dem Salat aus der Tüte, legte Plastikbesteck dazu und zog dann drei Stühle unter der Folienabdeckung hervor. »Es wird Zeit, dass das Loft ein bisschen wohnlicher wird.«
»Ich will hier keine Wurzeln schlagen, Bri.«
»Da Marco und Ramón dir ihre Möbel überlassen haben, kannst du sie auch aufstellen, finde ich.«
»Erst mal müssen ein paar Reparaturen ausgeführt werden, das weißt du genau. Du hast den Klempner hier alleingelassen. Hältst du das für sicher?«
Sie lächelte ihr katzenhaftes Lächeln. »Harold und seinen Sohn Tim? Die sind wirklich nett, findest du nicht?«
»Zukünftig lässt du keine Fremden alleine hier.«
»Glaubst du etwa, sie hätten dich ausgeraubt?« Vielsagend ließ sie den Blick über das kahle Loft schweifen.
»Das nächste Mal ist es vielleicht nicht der Klempner, sondern ein verkleideter Killer.«
Sie lachte. »Glaubst du, den hätte ich nicht sofort erkannt?«
Er seufzte genervt. »Was ist an dem Wort verkleidet schwer verständlich?«
»Michael.« Sie stemmte die Hände in die Seiten. »Du existierst offiziell nicht. Woher sollte ein Killer wissen, dass er dich hier finden kann? Und selbst wenn«, fuhr sie rasch fort, ehe er etwas erwidern konnte, »bin ich nicht auf den Kopf gefallen. Harold Monty und sein Sohn waren nun wirklich weit davon entfernt, Ähnlichkeit mit einem Mordkommando zu haben. Außerdem hat Tylor mir vorhin schon gesagt, dass die beiden heute herkommen. Du warst ja unterwegs, sodass er dir nicht Bescheid geben konnte. Hast du deiner Mom wenigstens ein Weihnachtsgeschenk gekauft?«
»Meiner Mom?« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Weshalb sollte ich?«
»Weil sich das so gehört, Michael.« Langsam kam sie auf ihn zu. »Schließlich sind wir zum Weihnachtsessen eingeladen.«
»Wir sind eingeladen?« Verärgert kniff er die Augen zu Schlitzen zusammen. »Seit wann? Nein, lass mich raten, dahinter steckst du.«
»Ich habe gestern mit Helen telefoniert, um zu hören, wie es ihr geht. Sie hofft sehr, dass du Weihnachten mit ihr, deinem Dad und deinem Bruder verbringst. Na ja, und bei der Gelegenheit hat sie auch mich eingeladen. Sie glaubt, wir wären …«, sie gestikulierte vieldeutig, »nun ja.«
»Du hast sie nicht korrigiert.«
»Sie freut sich schon so auf uns, Michael. Mach ihr doch diese Freude.« Allmählich wurde auch Briannas Stimme eine Spur schärfer. Dennoch lächelte sie weiter. »Sie hat dich eine Ewigkeit nicht gesehen. Zwölf Jahre! Allein dafür gehört dir eins mit dem Baseballschläger übergebraten.«
»Es gibt gute Gründe dafür, Bri, das weißt du genau.«
»Vielleicht. Aber deine Mom vermisst dich und mit deinem Dad kommen wir schon irgendwie klar.«
»Oder auch nicht. Brianna, er hat meine Mom geschlagen, nachdem ich neulich dort war. Wenn ich ihm das nächste Mal begegne …« Er ballte die Hände zu Fäusten.
»Du bist ein besserer Mann als er, Michael. Zeig ihm das. Wir sorgen dafür, dass er deiner Mom nichts mehr antut.«
»Schon wieder wir?«
Sie hob die Schultern, diesmal ohne zu lächeln. »Da ich schon mal hier bin, kann ich genauso gut helfen.« Inzwischen war sie so nah an ihn herangetreten, dass sie den Kopf heben musste, um ihm in die Augen zu sehen. »Komm schon, es ist immerhin das Fest der Liebe.«
Michael hatte Mühe, sich nicht in ihrem dunkelblauen Augen zu verlieren, die unverwandt auf ihn gerichtet waren. Er spürte, wie die Luft zwischen ihnen zu knistern begann. Sicherheitshalber machte er einen Schritt rückwärts. »Du gibst mal wieder keine Ruhe, bis du deinen Willen hast?«
»Es geht um deine Familie.«
»Die nie eine Familie gewesen ist.«
»Trotzdem braucht deine Mom dich.« Darauf wusste er nichts zu erwidern, was erneut ein Lächeln auf Briannas Lippen zauberte. »Ich habe Helen gesagt, dass wir gegen sechs Uhr abends dort sind.« Sie hob lauschend den Kopf. »Da kommt jemand.«
Michael trat an die Balkontür, von der aus man den Hinterhof sehen konnte. Er sah einen dunkelblauen Buick Century hinter Briannas KIA parken. »Das ist Luke.«
»Fein, dann können wir ja essen.« Briannas Ton klang ätzend.
Michael achtete nicht darauf. »Hoffentlich bringt er gute Nachrichten.«

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Nach wie vor ohne Identität, Job und Geld ist der ehemalige C.I.A.-Agent Michael Cavenaugh in seiner Heimatstadt Los Angeles gestrandet. Bis auf die mysteriöse Botschaft von E.L.I.A.S. auf einer Visitenkarte gibt es keinerlei Spuren oder Anhaltspunkte, die erklären, wer Michaels Leben zerstören will.
Um sich über Wasser zu halten, erklärt er sich bereit, der jungen Tricia Bloomberg zu helfen, die, ohne es zu wollen, in das Netz des Mafiosos Milan Hovkowicz verstrickt worden ist und sich nun keinen Ausweg mehr weiß. Michael und seine beiden noch verbliebenen Freunde Luke Tanner und Brianna Wagner versuchen gemeinsam, Hovkowicz’ Machenschaften aufzudecken, müssen aber bald erkennen, dass sie sich damit in höchste Lebensgefahr begeben. Denn Milan Hovkowicz ist nicht die Spitze des Eisbergs.
Während die drei versuchen, ihr Leben und das von Tricia zu retten, taucht bei Michael ein Mann aus seiner Vergangenheit auf, der ihn auf eine Spur führt, die aus dem Nichts zu kommen scheint. Um ihr zu folgen, muss Michael sich entscheiden, ob er auf ein Angebot eingehen soll, dass seine Identität unwiderruflich und für immer auslöschen würde.

Cover Codename E.L.I.A.S. - Spur aus dem Nichts
Spur aus dem Nichts

Codename E.L.I.A.S. – Band 2
Mila RothTaschenbuch, 240 Seiten
ISBN: folgt
7,99 Euro

eBook (Kindle/mobi, EPUB)
ISBN EPUB: folgt
2.99 Euro

Der Erscheinungstermin steht noch nicht endgültig fest. Habt bitte noch etwas Geduld!

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